Rathaus

Hannberg

Von Josef Richter

Erstmals wird Hannberg 1405 als Berg des Hanno genannt. 1461 wird ein Gut zu Hannberg erwähnt. Dieses Gut gehört zum Motschiedler’schen Burggut in Waischenfeld. In einem Schiedsspruch in Sachen des Bischofs Georg I. von Schaumberg und der Gerhaus Schenkin, der Witwe des Schultheißen Hans Schenk, wird entschieden, daß der Witwe des Hans Schenk noch für eine bestimmte Zeit die Nutznießung des Motschiedlerischen Burggutes in Waischenfeld und damit auch des dazugehörigen Gutes in Hannberg zugestanden wird. Dann mußte sie aber auf das Burggut verzichten.

Am 10. 8. 1462 verbrannte Kunz von Lüchau, Marschall Albrechts von Brandenburg, nach seinem abgeschlagenen Angriff auf Kemnath am 8. 8. 33 462 eine große Reihe bambergischer Dörfer, darunter auch Hannberg. Ab 16. 2. 1820 gehörte Hannberg zu dem Patromonialgericht der Freiherrn v. Seefried zu Buttenheim und Adlitz.

In der Pfarrchronik von Waischenfeld steht 1871 der Eintrag: „Hannberg, Dorf auf den Bergen, hat reichlich Wasser, hat wohlhabende Bauern, die sich in neuerer Zeit stattliche Häuser, zweistöckig und mit Schiefer gedeckt, erbauten. Ein Haus ist genannt „Rathaus“, wo beraten wurde von der ganzen Umgegend. Ein anderes Haus heißt „Spital“. Als Waischenfeld noch für sich allein eine Pfarrei bildete, wurden hierher an Sonntagen die Kranken gebracht, um von einen nach Gößweinstein reisenden Hollfelder Kaplan versehen zu werden.

Die alte Kapelle in Hannberg

Die erste bekannte Kapelle in Hannberg, Pfarrei Waischenfeld, stand auf Gemeindegrund zwischen der Dorfstraße und dem Wohnhaus Jöbstel, Hannberg 21. Sie war dem hl . Johannes dem Täufer geweiht. Die aus Natursteinen erbeute eingewölbte Kapelle maß in der Länge ca. 3m und in der Breite ca. 2,50 m. In der Apsis verengte sie sich auf ca. 1,50 m. Über dem kleinen Altärchen war ein Wandgemälde, das wohl die heiligste. Dreifaltigkeit darstellte. Davor stellte Georg Neuner, Hannberg 13, ein von ihm aus zusammengeklebten und gekerbten Stücken von Zigarrenschachteln gebasteltes Kreuz. Weil es in einem verglasten Holzkasten stand, verdeckte es zum Teil das Wandgemälde. Heute ist es im Besitz von Familie Neuner, Hannberg 13.

In der Kapelle stand auf der einen Seite eine etwa 40 cm hohe Figur des hl. Wendelin, die heute in der Familie Richter, Hannberg 7, aufbewahrt wird. Auf der anderen Seite befand sich der Schmerzensmann, der einige Jahre nach dem Abbruch der Kapelle etwa 1935 durch den damaligen Kaplan Johann Fiedler, Hannberg 8, an den Fotografen Carl Bauer in Bamberg verkauft wurde. Der Schwiegertochter von Carl Bauer ist dieser eindrucksmächtige Schmerzensmann eine liebe Erinnerung an ihren jüngst verstorbenen Mann Carlheinz Bauer, der diese Figur sehr hochgeschätzt hatte.

Der enge Altarbereich mit dem Figurenschmuck war durch ein Gitter gesichert, ähnlich wie die Kapelle am „Kerwaweg“. Die Glocke im Turm über der Mitte der Kapelle mahnte die Dorfbewohner dreimal am Tag zum Gebet des Engel des Herrn und lud sie zum Maigebet. In dem nur vom Kerzenschein erhellten fensterlosen Raum fanden außer der Vorbeterin nur wenige Gläubige Platz.

Die anderen standen auf dem Weg oder saßen auf einem Balken am Gartenzaun des Anwesens Fuchs. Das Amt der Vorbeterin versah Margareta Neuner, Hannberg 7, die unverheiratete Tochter des Ortsvorstehers. Nach ihrem Tod am 7. 10. 1911 übernahm dieses Ehrenamt Barbara Schrüfer, Hannberg 23, die Tochter des damaligen Ortsvorstehers, nun verheiratete Maier. Etwa 1933 wurde die alte Kapelle abgebrochen.

Das Testament des Johann Schmitt

1920 verstarb in Buffalo in Nordarnerika Johann Schmitt. Er war am 19. März 1858 in Hannberg, Hausnummer 19 (Störn), geboren und am 21. März 1858 in Waischenfeld getauft worden. Als „armer Hutjunge“ wanderte er nach Amerika aus und wurde offensichtlich wohlhabend. Er blieb unverheiratet. „Er vermachte sein beträchtliches Vermögen meist für Kirchen und Wohltätigkeitsanstalten, Schulen, christliche Vereine in Buffalo. 600 Dollar vermachte er der „Roman catholic Church of Hannberg“ für die Armen der Kongregation Hannberg. Die Hannberger wollten das Geld (38 000 M nach deutscher Valuta) für ihre Kirche, eine kleine Kapelle, beanspruchen“.

Gegen dieses Begehren der Hannberger faßte die Kirchenverwaltung Waischenfeld unter Pfarrer Johann Gerstacker am 16. November 1920 folgenden Beschluß. „Die Bewohner Hannbergs besuchen die Kirche von Waischenfeld, hier werden sie getauft, gefirmt, hier empfangen sie die erste heilige Kommunion sowie die übrigen Sakramente. Die Kirche von Hannberg ist die Pfarrkirche von Waischenfeld. Die Vertretung der römisch kath. Kirche von Hannberg ist die kath. Kirchenverwaltung Waischenfeld“.

Offensichtlich entstand zwischen Hannbergern und der Kirchenverwaltung Waischenfeld ein erbittertes Ringen um diese Erbschaft. Obiger Beschluß der Kirchenverwaltung Weischenfeld erscheint folgerichtig. Doch war zu dieser Zeit die für Hannberg zuständige Kirchenverwaltung die von Nankendorf, deren Vorsitzender aber auch der Pfarrer von Waischenfeld war. Obwohl die Kirchenverwaltung Waischenfeld einstimmig beschlossen hatte, „dem Bankier A. E. Wassermann von Bamberg Vollmacht zu erteilen, die Erbschaft im Namen der Kirchenverwaltung Waischenfeld in Empfang zu nehmen und der Kirchenverwaltung zu übermitteln“ , kam sie anscheinend – zumindest zunächst – nicht in den Besitz des Vermächtnisses. Die Hannberger „drohten mit Prozeß, bis Testamentsvollstrecker Zenner (oder Zeurer?) in Buffalo die Kirche von Nankendorf als zuständig erklärte“. Nun finden sich aber weder in der Kirchenstiftungsrechnung Waischenfeld noch in der von Nankendorf Aufzeichnungen über den Eingang dieser Erbschaft. Andererseits heißt es in der Pfarrchronik S.231.- „Von den Zinsen werden Arme aus Hannberg unterstützt.“ Offenkundig ist das Geld aus Amerika eingegangen, ohne daß nach gewiesen werden kann, in welche Stiftung oder Kasse es geflossen ist.

Nach sehr zuverlässiger mündlicher Überlieferung wurden von dem Erbe Walchensee-Anleihen gekauft. Solche finden sich nicht in der Kirchenstiftungsrechnung Nankendorf, sondern in der von Waischenfeld, und zwar noch nicht im Verzeichnis des Kapitalienbestandes Ende 1920. Aber am 19. November 1924 führt der kurz zuvor nach Waischenfeld gekommene Pfarrer Michael Schütz im „Verzeichnis der noch vorhandenen Stiftungskapitalien der kath. Pfarrkirchenstiftung Waischenfeld zwecks Anmeldung wegen etwaiger Aufwertung Walchensee-Anleihe E Nr. 299116 zu 10.000, M Walchensee-Anleihe C Nr. 93098 zu 50.000, M“ an. Da in der Kirchenstiftungsrechnung Waischenfeld für die Zeit von 1921 bis 1923 der Kapitalienstand nicht ausgewiesen ist, läßt sich nicht feststellen, wann und von welchem Geld die Walchensee-Anleihe gekauft wurde.

Im Brief vom 18. Mai 1928 schrieb der damalige Kaplan Johanrich Fiedler, Hannberg 8, daß Stadtpfarrer Michael Schütz „aus den finanziellen Schwierigkeiten durch die Zuwendung der amerik. Testamentsgelder, soweit sie die Inflation überdauert haben“, half. „Diese Zuwendung wurde aber damals noch nicht öffentlich bekanntgegeben, um nicht einigen ohnedies schon unruhigen Pfarrangehörigen neues unnötiges Streitobjekt zu bieten“.

Im Kassenbuch des Kirchenvereins Hannberg wurden unter Einnahmen „vom Pfarramt Waischenfeld“ in drei Raten insgesamt 1.480, — M aufgeführt. Ober diese dreimalige Zahlung ist aber weder in der Kirchenstiftungsrechnung Waischenfeld noch in der von Nankendorf ein Eintrag unter Ausgaben zu finden. Auffallend ist, daß am 7. 1. 1929 die Walchensee-Anteile nicht mehr im Kapitalienbestand der Kirchenstiftung Waischenfeld auftaucht. So liegt die Vermutung nahe, daß das Geld aus dem Vermächtnis von Johann Schmitt tatsächlich in Walchensee-Anleihen angelegt wurde, diese Anleihe aber von dem erst kurz zuvor nach Waischenfeld gekommenen Pfarrer Michael Schütz irrtümlich dem Kirchenstiftungsvermögen Waischenfeld zugerechnet wurde. Die wohl vom Vermächtnis des Johann Schmitt gekauften Walchensee-Anleihen haben anscheinend ein Sonderdasein geführt. Es finden sich in den Kirchenstiftungsbüchern von Waischenfeld und Nankendorf keine Unterlagen über eingehende Erträge und keine Auszahlungen an Arme von Hannberg.

Wie der Weg des Geldes aus dem Vermächtnis des Johann Schmitt auch war, für Hannberg war wichtig, daß es schließlich doch die nach der Inflation noch verbliebene Summe von 1.480, — M zur Finanzierung der Dorfkapelle erhielt.

Die Gründung des Kirchenvereins Hannberg

Der seit vielen Jahren bestehende Wunsch nach einer größeren Kapelle in Hannberg fand starken Auftrieb durch das Vermächtnis des Johann Schmitt. Herr Johann Schmitt, Hannberg 16, der „Hannesnbauer“, nahm sich zum Dank für glückliche Heimkehr aus französischer Kriegsgefangenschaft dieses Anliegens sehr energisch an. Um in Hannberg eine katholische Kirche herzustellen und zu unterhalten, wurde der „Kirchenverein Hannberg“ gegründet. Am 26. Juni 1921 „versammelten sich im Hause des Ortsführers Schrüfer zu Hannberg eine Anzahl Männer von hier und beschlossen, einen „Verein zur Erbauung einer kath. Kirche in Hannberg“ zu gründen. Die Versammlung wählte zum Vorsitzenden Herrn Ortsführer Schrüfer von Hannberg. Es wurden die bereits besprochenen Statuten des neuen Vereins aufgestellt, vorgelesen, einstimmig angenommen und unterschrieben. In die Vorstandschaft wurden durch Zuruf gewählt:

1. Johann Georg Schmitt, Landwirt von Hannberg, Hs. Nr. 16, zum 1.Vorstand,
2. Fritz Schmitt, Landwirt v. da, Hs. Nr. 14, zum Stellvertreter des 1. Vorstandes,
3. Johann Grüner, Landwirt v. da, Hs. Nr. 1, zum Kassier
4. Johann Richter, Landwirt v. da, Hs. Nr. 7, als Schriftführer und Beisitzer
5. Johann Fiedler, Landwirt v. da, Hs. Nr. 10, als Beisitzer.“

In das Mitgliedsverzeichnis des Kirchenvereins Hannberg schrieben sich in nachahmenswerter Einigkeit alle 19 Familienvorstände des Dorfes ein. Nur die Unterschrift des Herrn Kaspar Berner, der evangelisch war, fehlt verständlicherweise.

Am 13. August 1921 wurde der „Katholische Kirchenverein Hannberg“ beim Amtsgericht Pottenstein in das Vereinsregister eingetragen .

Die Tätigkeit des Kirchenvereins Hannberg

Soweit nachweisbar war die Tätigkeit des Kirchenvereins Hannberg in dem Bemühen um die Erbauung der neuen Kirche sehr gering. In der 2. Versammlung am 30. Januar 1922 wurde lediglich für den verstorbenen 2. Vorstand Fritz Schmitt als Nachfolger Georg Neuner, Hannberg 13, gewählt. In der 3. Versammlung am 25. Mai 1926, also schon nach Baubeginn, wurde nur beschlossen, den Jahresbeitrag auf 2 RM festzusetzen. Über die 4. Versammlung wird einzig die Neuwahl der Vorstandschaft durch die 10 anwesenden Mitglieder vermerkt. Die Zusammensetzung entsprach der von der Gründungsversammlung, nur daß als 2. Vorsitzender Hans Roppelt, Hannberg 18, gewählt wurde.

Außer zu ihrer Gründung trat die Vorstandschaft erst wieder am 27. Januar 19Z7 zusammen und faßte als einzigen Beschluß den Ausschluß von 4 namentlich aufgeführten Mitgliedern, weil sie mit 2 Jahresbeiträgen im Rückstand geblieben waren.

Offenkundig wurden alle Maßnahmen für die Erbauung der Kirche durch den 1. Vorsitzenden weitgehend allein und außerhalb des Kirchenvereins vorangetrieben.

Baugeschichte

Der Bauplatz.
Die Suche nach einem passenden Bauplatz scheint schwierig gewesen zu sein. Zunächst war daran gedacht, die Kapelle in der Nähe vom „Hannesnbauer“ gegenüber dem Anwesen Roppelt, Hannberg 18, auf den Grund von Schrüfer, Hannberg 23, oder Schmitt, Hannberg 19, zu bauen. Doch schien dieser Platz zu abseits zu liegen. Die Fläche beim „Schmiedshaus“ schied aus, weil dort das Wasser zu hoch anstand. Schließlich schenkte die „Ruthausbäuerin“, Margareta Neuner, Hannberg 22, ihren Gemüsegarten gegenüber ihrem Anwesen. Es hätte kaum ein günstigerer Platz gefunden werden können als hier bei der Dorflinde gegenüber vom „Ruthausbauern“, dem ehemals wohl bedeutendsten Anwesen des Dorfes, in Sichtweite der alten Kapelle.

Der Bauplan
Den Auftrag für die Erstellung des Planes erhielt Herr Arthur Weiß, Baumeister am Bezirksamt Pegnitz. Am 28. März 1926 stellte er eine Rechnung „für Herstellung eines Planes über den Neubau einer Ortskapelle für Ortschaft Hannberg“ aus. Der geringe Rechnungsbetrag von 39,40 RM erklärt sich daraus, daß der Bauplan eher einer Bauskizze gleicht.

Das zuständige Bezirksamt Pegnitz erteilte die Baugenehmigung am 8. Juni 1926. Der erzb. Behörde in Bamberg wurde der Plan niemals vorgelegt. Dagegen wurde er „sowohl vorn Landesamt für Denkmalspflege als auch vom Kunstausschuß in München genehmigt“.

Die Vorarbeiten
Am 10. Februar 1925, mehr als ein Jahr vor Fertigstellung des Bauplanes, begannen Schrüfer, Hannberg 23, Fiedler, Hannberg 17, Schmitt Johann Georg, Hannberg 16, Richter, Hannberg 7, und Fiedler, Hannberg 8, mit dem Brechen der Steine am „Kapellenstein“ im Hannogrund auf dem Feld von Christoph Neubig. An weiteren 12 Arbeitstagen beteiligten sich im Wechsel alle 19 Familien von Hannberg, wenn auch sehr unterschiedlich. Am 17. und 18. März 1925 wurden 18 Fuhren Steine an den Bauplatz gefahren.

Im März des folgenden Jahres wurde mit dem Fahren des Bauholzes begonnen. 7 Fuhren wurden vom Erzloch gemacht, davon 2 zur Säge nach Gutenbiegen. 2 Fuhren gingen von der Rösleiten zur Gutenbiegen. Die von der Gemeinde Langenloh gestiftete Fichte wurde zur Guten -biegen, die von der Gemeinde Waischenfeld gegebene Föhre zur Hammermühle gefahren. Nach Hannberg kamen 3 Stamm von der Rösleiten. Je einen Stamm hatten Fiedler, Hannberg 8, Roppelt, Hannberg 18, Neuner, Hannberg 22, Richter, Hannberg 7, Fiedler, Hannberg 17, Adelhardt aus Neusig und Brendel aus Zeubach gestiftet.
Vom 21. bis 24. April 1926 und am 15. Mai 1926 wurden nochmals Steine gebrochen.

Im Mai 1926 muß ein sehr reger Fahrbetrieb zur Baustelle geherrscht haben. Zunächst wurden 38 Fuhren Steine gefahren. Ab 7. Mai wurden vom Sandloch in Oberailsfeld 20 Fuhren durch Gespanne aus Hannberg und 10 durch Gespanne aus Langenloh durchgeführt. Am 12. Mai wurden 4.200 Backsteine vom Bahnhof Plankenfels nach Hannberg gefahren, wobei zwischen 400 und 665 Steine geladen wurden. Der Posthaltersknecht fuhr 30 Zentner Kalk von Plankenfels an.

Nun lag rings um den Bauplatz alles für den Rohbau benötigte Baumaterial bereit. Der Baueifer war so groß, daß am 27. Mai 1926 mit dem Grundausheben begonnen wurde, obwohl die Baugenehmigung erst am 8. Juni 1926 erteilt wurde.

Der Bauverlauf
Nachdem die Männer die schweren Arbeiten des Steinbrechens und -fahrens geleistet hatten, beteiligten sich beim Grundausheben vor allem Frauen. Es scheint alles recht überhastet gegangen zu sein, so daß man den Grund nicht überall dem Gelände entsprechend tief genug gelegt hat. Besonders schwierig waren die Verhältnisse an der Seite zum Anwesen Haas, Hannberg 4. Vom Weg her stand sehr nahe der Backofen. Dicht daneben befand sich die „Hüll‘ von beträchtlicher Tiefe. Obwohl kaum mehr als 1 m entfernt, ging man mit dem Grund für die Kapelle hier nicht bis auf die Sohle des Wasserloches, was sich bald nach Fertigstellung der Kirche als sehr nachteilig erwies.

Innerhalb von knapp 2 Monaten waren die Mauern so weit aus dem Boden, daß spätestens am 1. August 1926 im Rahmen einer entsprechenden Feier der Grundstein in die linke hintere Ecke der Mauer etwa 1 m oberhalb des Bodens eingemauert werden konnte. Am 20. September 1926 wurden die 5.200 Ziegeln vom Bahnhof Plankenfels in 7 Fuhren an die Baustelle gebracht. Etwa zur gleichen Zeit wurde 1 Fuhre Schiefer geholt. Adelhardt aus Neusig bringt von Plankenfels die Chorstufen und Leikam aus Waischenfeld fährt die 3 großen Sandsteine für den Altar nach Hannberg.

Noch im Herbst 1926 konnte Hebefeier begangen werden. Daran schloß sich in der Wirtschaft Linhardt die übliche Brotzeit an, bei der 60 Liter Bier zu je 0,40 RM die Stimmung steigen ließ. Vor Einbruch des Winters stand die Kapelle fertig eingedeckt im Rohbau da. Nun bedurfte es keiner außergewöhnlichen Anstrengung mehr, die Kapelle rechtzeitig vor der auf Sonntag, den 26. Juni 1927, angesetzten Weihe fertigzustellen.

Die Arbeiter am Bau
Anerkennend kann vermerkt werden, daß sich keine Familie von Hannberg völlig ausschloß, als es darum ging, durch Hand- und Spanndienste mitzuhelfen, die Kosten für die Kapelle so niedrig wie möglich zu halten. All diese Arbeiten wurden umsonst geleistet. Bei diesem Einsatz zeichneten sich besonders zwei Hannberger aus, die während der Bauzeit Tag für Tag schwere Handlangerarbeit leisteten: Georg Schmitt, Hannberg 16, der Sohn des 1 . Vorstandes des Kirchenvereins, und Michael Linhardt, Hannberg 11. Georg Schmitt wanderte bald nach der Kircheinweihung nach Amerika aus. Er ist wohl der Auswanderer aus Hannberg, der seine Heimat am häufigsten besucht, hat. Michael Linhardt verunglückte am 19. 7. 1935 bei Pottenstein mit dem Auto tödlich. Verantwortlicher Maurer war Andreas Braun aus Waischenfeld, genannt „Horn Res“. Mit ihm arbeiteten seine Söhne Georg und Hans sowie Johann Seidler aus Zeubach, genannt „Mäuerers Schwarz“.

Verantwortlicher Zimmerermeister war Johann Ritter aus Zeubach. Für die Arbeiten am Kirchturm zog er die Brüder Konrad und Georg Seidler aus Stechendorf bei, weil sie schon Erfahrung hatten im Aufrichten eines Zwiebelturmes. Die Dachrinnen brachte Adam Mayer aus Waischenfeld an. Die Schmiedearbeiten machte der Dorfschmied Christoph Linhardt, Hannberg 11.

Der Schreiner Johann Neuner, Hannberg 2, fertigte zusammen mit seinem Sohn Heinrich die Kirchenstühle, das Podium am Altar und die 4 Spalierläden im Glockenturm für insgesamt 292,– RM. In die Stirnseite jeder Bank sind einfache Einlegearbeiten eingelassen. Die Buchstaben H. N. in der 1. Bank rechts weisen auf Heinrich Neuner hin. Er ist seit August 1944 in Rumänien vermißt.

Die Einweihung der Kapelle
Im Mai 1927 stand die Kapelle fertig da. Trotz der drückenden Schuldenlast steigerte sich nach all den Mühen des Bauens und den Sorgen um die Finanzierung die Vorfreude auf das so lange ersehnte Ereignis der Einweihung der Kapelle. Zudem konnten die Hannberger auf ihre Kapelle, die wegen ihrer Schönheit allgemeine Anerkennung fand, stolz sein. Doch unversehens türmte sich wie unheildrohende Gewitterwolken am Sommerhimmel ein unerwartetes Hindernis auf. Das Donnergrollen kam aus Richtung Westen, aus Bamberg.

Die Erlangung der Benediktinervollmacht.
Pfarrer Michael Schütz richtete am 24. Mai 1927, also einen Monat vor der geplanten Feier, das Gesuch um Erteilung der Benediktionsvollmacht für die Kapelle von Hannberg an das Erzbischöfliche Generalvikariat Bamberg. Er lobte die „opferwillige, wahrhaft strebsame Einwohnerschaft des Ortes“, die „eine neue, geräumige Kapelle gebaut hat. Eine besondere Freude ist es, daß in diesem Jahr noch ein Sohn der Gemeinde sein erstes heiliges Meßopfer feiern wird.“

Beim Generalvikariat in Bamberg löste dieser Brief eine sehr scharfe Reaktion aus, wie aus dem Entwurf eines Briefes vom 3. 6. 1927 an das Pfarramt in Waischenfeld zu erkennen ist. „Bislang war der oberhirtlichen Stelle, obgleich erst in Nr. 2 des Amtsblattes vom 20. Jan. 1 . J. die Pfarrämter strengstens angewiesen waren, bei allen kirchlichen Neubauten, gleichviel aus welcher Quelle die Mittel fließen, immer erst die oberhirtliche Genehmigung einzuholen bzw. abzuwarten, keinerlei Mitteilung uns zugegangen, daß eine Kapelle in Hannberg erbaut werden solle. Es muß doch dem Pfarramt Waischenfeld noch in lebhafter Erinnerung sein, welch unangenehme Folgen es hatte, daß auch beim Kirchenbau in Plankenfels die oberhirtliche Stelle vor eine vollendete Tatsache gestellt worden war.

Schließlich wurde die Erlaubnis zur Benediktion von einem eingehenden Bericht darüber abhängig gemacht, warum die Pläne nicht vorgelegt wurden, wer Bauherr bzw. Eigentümer der Kapelle ist, wie es um die Finenzierung steht u.a.

Am 8. Juni 1927 stellte Pfarrer Michael Schütz fest, daß der Kapellenbau in Hannberg „eine ganz interne Angelegenheit der Ortsgemeinde Hannberg ‚ sei und er daher trotz des Erlasses im Amtsblatt nicht genehmigurgspflichtig sei, da es im Amtsblatt ganz richtig heißt- „In letzter Zeit mußten wir die Wahrnehmung machen, daß einzelne Pfarrämter und Kirchenverwaltungen … Da der Kapellenbau in Hannberg aber durch Laien in die Wege geleitet und durchgeführt wurde, sei diese Kirche kein kirchlicher Bau, sondern Laienbau. Diese Schlußfolgerung gefiel dem Sachbearbeiter im Erzbischöflichen Generalvikariat verständlicherweise gar nicht. Entsprechend scharf war auch der Entwurf des Antwortbriefes vom 24. Juni 1927 gehalten.

Da entsprechend der Mitteilung des Pfarramtes der künftige Neupriester Johann Fiedler gelegentlich seines Urlaubes dort Gottesdienst halten werde, handele es sich um eine öffentliche Kirche. Für solche aber muß nach der zuständige Pfarrer die schriftliche Baugenehmigung von der oberhirtlichen Stelle einholen bzw. veranlassen. „Hätte der Pfarrvorstand erst sein Kirchenrecht studiert, dann wären ihm die spitzfindigen und spöttischen Erörterungen im letzten Brief und der dort gegen die oberhirtliche Stelle angeschlagene ganz ungehörige Ton den wir entschieden zurückweisen müssen, erspart geblieben.“ Der folgende Satz im Briefentwurf ist durchgestrichen: „Die Benediktionsvollmacht können (wir) bei dem ganzen Gebaren nicht erteilen!“ Dies war geschehen am Fest des hl . Johannes des Täufers, der der Patron der neuen Dorfkapelle werden sollte.

Bereits einen Tag bevor obiger geharnischter Brief entworfen wurde, hatte sich im Amtszimmer des Weihbischofs Dr. Adam Senger ein wohl einmaliger Auftritt abgespielt. „Es erscheint der Landwirt Joh. Gg. Schmitt von Hannberg, Vorstand des dortigen Kapellenbauvereins.“ Angeleitet durch den damaligen Diakon Johann Fiedler tritt er schuldbewußt auf. „Auf Befragen gibt er zu, daß die für die Erbauung eines Gotteshauses bestehenden kirchlichen Vorschriften nicht eingehalten wurden.“ Er beteuert, „daß aber keine böse Absicht vorhanden gewesen sei. Doch die Erlaubnis zur Einweihung der Kirche wird nicht gegeben.

Da kniet sich der „Hannesnbauer“ vor dem Weihbischof nieder, schlägt hörbar an seine Brust und bekennt: Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa! Der Vertreter der oberhirtlichen Stelle ist sprachlos über dieses reumütige Schuldbekenntnis. Der „Hannesnbauer aber ist trostlos, weil er noch immer nicht die erlösenden Worte vernehmen darf: Die Vollmacht zur Einweihung der Kapelle wird erteilt!

Nun wirft sich der lange Jurabauer vor dem Weihbischof auf den Boden und versucht ihm die Füße zu küssen. Durch dieses Zeichen äußerster Zerknirschung wird der hohe Herr im innersten Herzen von Erbarmen gerührt. Er erfüllt die innige Bitte des Vorstandes des Kirchenvereins Hannberg. „Es wird anmit dem Pfarramte Waischenfeld die Vollmacht erteilt, am kommenden Sonntag die Kapelle … in feierlicher Weise einzuweihen. … Ferner wird dem hier erschienenen Vorstand des Kirchenbauvereins Hannberg der erbetene Altarstein gegen die festgesetzte Taxe von 12 M überlassen.“

Wenn auch beschwert mit dem Altarstein, verläßt der „Hannesnbauer doch sehr erleichtert den Ort seines Ringens um die begehrte Erlaubnis zur Einweihung der Kapelle. Wen kann es wundern, daß er sich nach dieser ungewohnten Anstrengung eine stärkende Brotzeit mit erfrischendem Bamberger Bier gönnte? Viel kann er nicht getrunken haben, da er für Fahrgeld und Zehrgeld nur 5, — Mark verrechnete.

Als Zeichen seines Erfolges wies er nach seiner glücklichen Heimkehr den Hannbergern den Altarstein vor. Mit welcher Freude mag er am folgenden Tag den Feiertag zu Ehren des hl. Johannes des Täufers, seines Namenspatrons und des künftigen Kirchenpatrons, begangen haben.

Weihbischof Dr. Adam Senger schrieb noch am gleichen Tag, am 23. Juni 1927, drei Tage vor der geplanten Kirchweihe den Brief, in dem dem Pfarramt Waischenfeld die Vollmacht zum Benedizieren der Kapelle in Hannberg erteilt wird. Dieses Schreiben wurde dem Diakon Johann Fiedler übergeben, damit er es persönlich an das Pfarramt Waischenfeld überbringe. Ob der Weihbischof ahnte, daß eben dieser Diakon Johann Fiedler den oben geschilderten Auftritt mit dem „Landwirt Joh. Gg. Schmitt von Hannberg“ einstudiert hatte?

Der Tag der Kirchweihe
„Infolge des unerwartet schönen Wetters Kamen aus nah und fern viele Vereine und eine riesige Menschenmenge zusammen, um an der seltenen Feier teil zu nehmen. Um halb 10 Uhr gings m Zug von der Wohnung des 1. Vorstandes Schmitt zur Kapelle.“ Während die jüngeren Mädchen von Hannberg in weißen Kleidern der Geistlichkeit voranschritten, trugen die älteren ihre fränkische Tracht mit der festlichen Krone. Kräftig unterstützt von der Blaskapelle des „alten Schreiners“ und seiner Söhne gab man Gott die Ehre mit dem Lied: Alles meinem Gott zu Ehren. Als der Zug der festlich geschmückten Kapelle ansichtig wurde, erscholl das Lied: Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land. Kaum jemals zuvor sangen die Hannberger dieses Lied mit solcher Begeisterung und mit solchem berechtigten Stolz.

Nach der Benediktion hielt H.H. Stadtpfarrer Michael Schüz im Freien eine begeisternde Festpredigt und hierauf mit Diakonen H. Fiedler, Hannberg, und F. Söllner, Waischenfeld, feierliches levitiertes Hochamt, während der Kirchenchor Waischenfeld mustergültig die liturgischen Gesänge ausführte. Über Mittag füllten stille Beter das neue Gotteshaus, bis nachmittags nach der Herz-Jesu Andacht eine Prozession durch die überaus reich geschmückten Dorfstraßen die kirchliche Feier beschloß. Anschließend versammelte sich die Gemeinde mit all den vielen Gästen zum gemütliche Gartenfest auf dem Festplatz neben der Wirtschaft Linhardt.

Pfarrer Michael Schütz zum Gedächtnis
Die Hannberger haben dem Stifter und den Wohltätern in Amerika in zwei Kirchenfenstern ein kleines Denkmal gewidmet. Sie schulden aber nicht weniger Dank dem damaligen Stadtpfarrer von Waischenfeld, Michael Schütz, dem sein Einsatz viel Verdruß bei der bischöflichen Behörde einbrachte. Zum Bild dieses geradlinigen Bauernpfarrers paßt der Schluß seines Briefes vom 28. Juni 1927 an das Ordinariat Bamberg, in welchem er auf das nur im handschriftlichen Entwurf greifbare Schreiben vom 24. Juni 1927 antwortete: „Mein Kirchenrecht habe ich studiert und studiere es immer noch. Und ich glaube, daß meine mehr oder weniger große Kenntnis auch für die Anforderungen, die an einen simplen Landpfarrer gestellt werden können, einigermaßen genügt… Ich bitte die Hochwürdigste Erzbischöfliche Stelle, diese voranstehenden Zeilen dem Schreiber nicht allzusehr verübeln zu wollen. Sie fließen durchaus nicht aus einer Geringschätzung der Hochwürdigsten Stelle – im Gegenteil werde ich nicht der Letzte sein, für sie einzutreten in der Öffentlichkeit, wenn es noch notwendig ist – sondern eben aus dem Gefühl, daß mir auch in diesem Falle Unrecht getan worden ist. Nachdem mir aber schon beide Wangen voll sind von Hieben, kann ich nicht noch eine dritte geduldig hinhalten. In aller Ehrfurcht Schütz, Pfarrer.

In den Herzen seiner ehemaligen Pfarrkinder ist dieser Pfarrer noch in bester Erinnerung. Er hätte es verdient, daß eine Gedenktafel in der Kapelle von Hannberg sein Andenken auch bei den nachfolgenden Generationen lebendig erhält.

Unterhalt der Kapelle

Die Renovierung 1941
Wegen des sehr unterschiedlichen Baugrundes – teils große Steinschollen, teils gewachsener Boden – und der unmittelbaren Nähe zur „Hül“ im Anwesen Haas zeigten sich bald tiefe Risse im Mauerwerk. Zur Sicherung des Gebäudes war eine gründliche Renovierung erforderlich.

Offenbar versuchte man in der kirchenfeindlichen Zeit des 3. Reiches keinen Anstoß bei den zuständigen Stellen zu erregen. Man erbat und erhielt die „Genehmigung zum Anstrich der Dorfkapelle in leicht grünlichen Tone (nicht giftgrün oder schreiendgrün).

Entgegen den bestehenden Verordnungen besorgte der „Schmieds Christoph“, Hannberg 11, trotz der Kriegszeit eine genügende Menge von starken Bandeisen und eine Eisenstange, um oberhalb der Kirchenfenster rings um das Bauwerk einen kräftigen Eisenreifen legen zu können, der durch die Stange über den Chorstufen zusammengehalten wird. Die Firma Hans Herzing, Waischenfeld, beeilte sich, die Spuren dieser unerlaubten Maßnahme möglichst schnell zu verputzen. Innen weiß getüncht und außen „in leicht grünlichen Tone“ war die Kapelle wieder das Schmuckkästchen des Dorfes.
Durch die Opferfreudigkeit der Einwohner und eine Zuwendung aus der Ortskasse Hannberg konnten die Renovierungskosten von 406,03 RM voll gedeckt werden.

Die Renovierung 1974
Die Renovierung des Jahres 1974 wurde mit tatkräftiger Unterstützung des Stadtpfarrers von Waischenfeld, Erzb. Geistl . Rat Johann Völker, sehr sorgfältig vorbereitet und durchgeführt. Mit großem Eifer beteiligten sich die Hannberger an den Arbeiten. Sie leisteten alle Arbeitsstunden unentgeltlich. Auch schon die Kinder des Dorfes betrachteten es als eine Ehre, kleine Hilfsdienste verrichten zu können.

Die Firma August Seidler, Waischenfeld, vormals Firma Hans Herzing, hatte mit der Ausführung der Maurer- und Tünchnerarbeiten den Hauptzuschlag erhalten. Der Sockelputz außen und weitere ca. 23 qm Außenputz wurden ebenso erneuert wie ca. 43 qm Innenputz. Die Innenwände wurden mit Dispersionsfarbe in Altweiß gestrichen, die Außenwände mit leicht gelbgetöntem Spritzputz mit Glimmer wasserabweisend ausgeführt. Johann Teufel, Waischenfeld, brachte die Schwitzkästen und die Fensterbleche in Kupfer an. Die Firma Müller, Bamberg, ergänzte die von ihr 1927 gefertigten Fenster. Hans Richter, Hannberg 7, brachte mit seinen Helfern statt der Putzdecke die Holzdecke in Fichte an und erneuerte die beiden Sockel unter den Kirchbänken.

Entgegen der ursprünglichen Planung wurde dem Drängen des Kunstmalers Hans Braun, Waischenfeld, nachgegeben, am Altar Renovierungsarbeiten durchzuführen. Diese Teilrenovierung fand im Gegensatz zu allen anderen Arbeiten nicht ungeteilte Anerkennung.

Die Renovierung des Altares und der Figuren 1977
Die im Jahr 1974 zurückgestellte Renovierung des Altares und der Figuren sollte zur 50-Jahrfeier der Weihe der Kapelle nachgeholt werden. Am Sonntag, dem 20 . 3. 1977, beschloß die Dorfbevölkerung bei einer Versammlung in der Wirtschaft Johann Linhardt unter Vorsitz von Johann Richter in Anwesenheit des Stadtpfarrers von Waischenfeld, Josef Kraus, und des Bürgermeisters der Stadt Waischenfeld, Hans Schweßinger, dem Inhaber der Firma Mayer & Co., Bamberg, Herrn Gerhard Riedhammer, entsprechend seinem Kostenangebot den Auftrag zur Renovierung des Altares, der Figuren, des Wandkreuzes und des bisher ungefaßten Altarkreuzes zu geben.

Nachdem Herr Gerhard Riedhammer in seinem Gutachten festgestellt hatte, „daß die Fassung, die unter der derzeitigen Fassung liegt, eine weitaus bessere Qualität ist und „daß der Zustand der Marmorierung freilegungswürdig ist“, wurde in der Dorfversammlung dieser teurere Vorschlag angenommen. Der Kostenvoranschlag beläuft sich auf insgesamt 9.340,65 DM.
Nun nach Abschluß der Renovierung kann festgestellt werden, daß sie sehr gut gelungen ist.

Der Altar erhielt wieder seine ursprüngliche Fassung in sehr freundlicher Marmorierung. Die Gianzvergoldung wurde von Grund auf neu aufgebaut. Die Holzplastiken der Gottesmutter mit dem Kind, des heiligsten Herzens Jesu und des Herzens Mariens waren bis aufs Holz ab genommen worden und sind neu gefaßt worden. Beim Wandkreuz aus dem 16. Jahrhundert wurde die älteste Fassung freigelegt und ergänzt.

Die Kapelle als Mittelpunkt des Dorfes
Die Hannberger hängen mit großer Liebe an ihrer Kapelle. Bisher hat sich niemals eine Familie völlig ausgeschlossen, wenn es darum ging, die Kapelle zu erbauen, sie zu erhalten oder sie für den Festtag ihres 50. Weihetages in ursprünglicher Schönheit erstrahlen zu lassen. Sie liegt nicht nur an dem seit urdenklichen Zeiten beliebten Dorfplatz unter der Linde, sie wurde zum geistlichen Mittelpunkt des Dorfes.

Längst vor dem 2. Vatikanischen Konzil nahmen sich hier Laien der Pflege des religiösen Lebens an. An den Freitagen der Fastenzeit betet der langjährige Bürgermeister Johann Maier den Kreuzweg vor. Wenn auch weit und breit seit Jahren die Marienverehrung zurückgegangen ist, so versammeln sich Hannberger an den Sonntagen und an 3 Wochentagen im Mai zum Maigebet. Da gewöhnlich Jugendliche vorbeten, ist zu hoffen, daß dieser fromme Brauch auch weiterhin bestehen bleibt. An den Sonntagen und an mehreren Tagen der Woche wird im Oktober der Rosenkranz gebetet, so wie auch der Fatima- Rosenkranz am 13. eines jeden Monats gepflegt wird. Einige Hannberger empfingen hier das Sakrament der Taufe, wenn außergewöhnliche Umstände dies angeraten erscheinen ließen. Manches Brautpaar hat sich vor dem Altar mit der lieblich lächelnden Madonna das Jawort fürs Leben gegeben. Keine dieser Ehen ist zerbrochen. Wenn einer der Priester, die aus Hannberg stammen, während der Ferien in der Kapelle Gottesdienst feiert, sind selbst an den Werktagen in der Erntezeit die Kirchstühle mit andächtigen Betern gefüllt. Den Platz im 1. Stuhl rechts nimmt dabei regelmäßig der Mesner Johann Maier, Hannberg 23, ein, der dieses Ehrenamt als Bürgermeister von Hannberg im Juli 1953 von seinem Vorgänger Johann Richter, Hannberg 7, übernahm und es seither mit großer Gewissenhaftigkeit ausübt. Wenn Frau Gretl Neuner, Hannberg 2, oder ihr Sohn Hans zum Gebet, zu einer Andacht oder zum Gottesdienst läuten, folgen viele Hannbergar dem Ruf der Glocken.

Auszug aus: 50 Jahre Kapelle St. Johannes