Breitenlesau
Von Konrad Stenglein
Die ehemalige Gemeinde Breitenlesau bestand aus den Ortschaften Breitenlesau, Siegritzberg und Rauhenberg. Die Ortschaft Breitenlesau liegt 420 Meter über den Meeresspiegel. Als Kulturträger besteht neben der Feuerwehr noch ein rühriger Männergesangverein.
Die Gemeinde gehörte zum Landkreis Ebermannstadt und wurde bei der Gebietsreform 1972 dem Landkreis Bayreuth angegliedert. Ein Teil des „Muggendorfer Gebirges“ war das „Aufseßer Gebirge“. Die Gemeinde Breitenlesau liegt auf diesem Aufseßer Gebirge in der nördlichen Fränkischen Schweiz an der windumbrausten Hochfläche, die von der Wiesent und der Aufseß umgrenzt ist. Im ersten Augenblick könnte man meinen, Breitenlesau sei ein Dorf mit „großen Misthaufen und Odellachen vor den Hauseingängen“, denn keine Ruine, kein Schloss locken den Wanderer. Nur eine, jedoch unbesuchte Höhle kündet, dass die Hochfläche sich dem Tal anpasst. Reisende, die von Bayreuth über Plankenfels durch die Fränkische Schweiz über Streitberg nach Forchheim fuhren, nahmen alle den Weg über Breitenlesau-Siegritzberg.
Das älteste Haus ist das bekannte Gasthaus Krug, das bereits schon seit 1825 im Besitz der Familie Krug ist. Gebaut wurde das Wirtshaus bereits im 16. Jahrhundert. Im Jahre 1834 erwarb man das Braurecht, und so wird seit diesem Jahr die bekannte Brauerei betrieben. Das Wirtshausschild zeigt den Brandenburgischen Doppeladler und die Buchstaben BSM (vielleicht Bierbrauerei – Schnapsbrennerei – Metzgerei).
Erstmals findet Breitenlesau Erwähnung im Jahre 1309. 1345 bestätigte Bischof Friederich von Hohenlohe der Gemahlin des Friederich von Streitberg 100 Pfund Heller (über einen Kauf oder eine Verpfändung) in und über den Weiler Breitenlesau. 1497 bittet Eberhardt von Streitberg den Bischof Heinrich zu Bamberg das Dorf „preitenlesach“, dass er von Bamberg zu Lehen habe, seinem Tochtermann Paulheinz von Plankenfels zu Lehen zu geben, den es von ihm zum Heiratsgut versprochen sei. 1508 wechselt Breitenlesau seine Herren. Im Jahre 1538 wird der durch den „Verkauf“ entfachte Streit zwischen dem Marktgrafen und den Fürstbischof geschlichtet. Im 18. Jahrhundert ändern sich die Rechte der beiden Herrschaften zu Gunsten Bayreuths.
Im Jahre 1806 befindet sich Breitenlesau immer noch in Bayreuther Besitz. Am 7. April 1810 verkündet das Königlich Bayrische Regierungsblatt die Besitzergreifung der Marktgrafschaft Bayreuth durch Bayern. Der schon seit jeher in der Gemeinde wurzelnde Gedanke der Errichtung eines Gotteshaus erfuhr seine endgültige Verwirklichung im Jahre 1892.
Nur durch die großherzige Spende eines gebürtigen Breitenlesauers konnte der Kapellenbau in Angriff genommen werden. Damit hat sich der Bamberger Kaufmann Hoffmann eine bleibende Erinnerung geschaffen. Den Bauplatz stellte der frühere Bürgermeister Bezold unentgeltlich zur Verfügung. Der Gesangverein stiftete die Turmuhr und die 2. Glocke.
Altar und Kreuzweg wurde durch Ludwig Hümmer aus der Gößweinsteiner Kirche überlassen. Die Baukosten betrugen 2280,- RM, dabei sind aber die freiwilligen Leistungen der Bevölkerung nicht gerechnet. Beachtung verdient das barocke Altarbild vom Ende des 18. Jahrhundert, welches die Hl. Familie darstellt.
Durch die Einpfarrung des Nachbarortes Siegritzberg in die Pfarrei Hochstahl war die 1892 errichtete Dorfkirche viel zu klein geworden. So machte man sich ans Werk, um ein neues größeres Gotteshaus zu errichten. Durch die vielen wohltätigen Spenden und durch das feste Zupacken der Bevölkerung von Breitenlesau und Siegritzberg war bereits 1932 der Rohbau glücklich vollendet. Dem Streben des Kirchenbauvereins unter der Führung des rührigen Vorsitzenden Herrn Job. Georg Krug, dessen Vater bereits den Bau des ersten Gotteshauses glücklich durchführen konnte, ist es zu verdanken, daß die Kirche 1933 durch Hochw. Herrn Erzbischof Jakobus Ritter,von Hauck feierlich eingeweiht wurde und auch zur Filialkirche der Pfarrei Hochstahl erhoben worden ist. Der jetzige Turm wurde erst 1972 neu angebaut, der alte mußte eingelegt werden. Und nun darf ich Sie noch auf unseren Friedhof aufmerksam machen. Er wurde erbaut 1928, und hat als besonderes Merkmal, dass Sie dort nur Holzkreuze finden. Das Leichenhaus wurde erst 1970 erbaut und passt gut zu der ganzen Friedhofsanlage.
Am nördlichen Ortsausgang finden Sie, das auf der Titelseite neben der Kirche aufgeführte Kriegerdenkmal. Erbaut wurde diese romantisch gelegene Gedenkstätte im Jahre 1922 vom Gesangverein Breitenlesau und seinem Gönner. Die Einweihung, verbunden mit der Fahnenweihe des Gesangvereins, fand noch im gleichen Jahre statt. Viele Gäste und Vereine kamen zu diesem einmaligen Ereignis.
Gegenüber dieser schönen Anlage steht mächtig die 400 Jahre alte „Russenlinde“, die als dritter im Bunde unsere Festschrift ziert. Der Baum gilt mit einer mächtigen Krone als landschaftliches Wahrzeichen unseres Ortes. Unter dieser Linde befindet sich eine mit einem Kruzifix gezierte steinerne Gedenksäule mit der Aufschrift: „J. S. 1813“, auf der Rückseite heißt es „A. F. 1823“. Man erzählt sich, dass dieses Stein‘ mal zum Andenken an einem russischen General von seinen Verwandten gesetzt wurde. Um die Zeit der Befreiungskriege durchzogen russische Truppen Breitenlesau. An dieser Stelle war dieser General plötzlich gestorben und begraben worden. So heißt der mächtige Baum „Russenlinde“, die gegenüber liegenden Häuser „Russenburg“ und die Ruhestätte des Generals „Russengrab“.
Das waren kleine Ausschnitte aus einer bewegten Vergangenheit einer Juragemeinde. Ihre Bewohner sind gerade in schwerer Zeit zu einer echten Dorfgemeinschaft zusammengewachsen, die heute so oft vermisst wird.
Aus: Festschrift 75 Jahre Gesangverein, 1982
Wo der Name herkommt
Breitenlesau: Der Name dürfte vom Slawischen stammen = Walddorf. Siegritzberg ist wahrscheinlich vom Personennamen Sigehard abgeleitet, vielleicht Sigehard de Grevenberg 1172. Naturdenkmäler: Russenlinde an der Straße nach Plankenfels: Ein russicher Offizier kam während der Befreiungskriege hier ums Leben und wurde unter der Linde bestattet. Der Baum ist etwa 400 Jahre alt. Noch älter ist die Waischenfelder Linde am Fußweg nach Waischenfeld, 1 km sö am Waldrand. Rund 300 Jahre alt ist die Hubenberger Linde, 1 km von Breitenlesau entfernt am Weg nach Hubenberg. Kulturdenkmäler: Die Kirche ist eine Filialkirche von Hochstahl: 1933, der hl. Familie geweiht. Die Marienkapelle in Siegritzberg wurde 1911 gebaut, die neue zweiklassige Schule in Breitenlesau 1961. 1958 wurde das Haus der Bäuerin eingeweiht. Breitenlesau bekommt sein Wasser aus dem Aufseßtal. Der Friedhof wurde 1929/30 angelegt. Alle Gräber sind einheitlich angelegt: Holzkreuze, Einfassungen aus heimatlichem Dolomitstein: Ob arm, ob reich, vor Gott sind alle gleich. Aus: Heimatkundliche Stoffsammlung im Landkreis Ebermanstadt, 1962.
Auszug aus: 50 Jahre Kapelle St. Johannes